Kleinwalsertal
Kleinwalsertal liegt in den Allgäuer Alpen und gehört zum österreichischen Bundesland Vorarlberg und administrativ das Gemeindegebiet Mittelberg, welches das Tal umfasst, zum Bezirk Bregenz. Da das Tal, durch seine Lage und das alpine Gelände keine direkte Verkehrsverbindung mit Vorarlberg besitzt, ist es nur von Oberstdorf in Deutschland aus zu erreichen.
Es wird als Exklave innerhalb der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet. Dieses trifft auch für die Gemeinde Jungholz nördlich vom Oberjoch (Hindelang) zu.
Der Name vom Tal kommt von den Walsern, einer alemannischen Volksgruppe aus dem Wallis, welche eine höchstalemannische Sprache sprechen, während im Allgäu niederalemannisch gesprochen wird. Diese Wallser zogen im 13. Jahrhundert in das Tal und besiedelten es.
Das Tal wird von den Nordwestlichen Walsertaler Bergen (Hoher Ifen und Gottesackerplateau) und den Südöstlichen Walsertaler Bergen (Großer Widderstein) abgeschlossen.
Im Osten begrenzen das Gebiet das Geißhorn, die Schafalpenköpfe, die Kanzelwand und das Fellhorn der Allgäuer Alpen.
Der Fluss Breitach entwässert das Tal und fließt in Oberstdorf in die Iller. Aus der geographischen Lage ergeben sich Besonderheiten in der Geschichte und der Wirtschaft des Gebietes.
Sehenswertes
- Breitachklamm
- Aussichtsberg Hohe Ifen
- Aussichtsberg Gottesackerplateau
- Aussichtsberg Große Widderstein
- zwei Klettersteige: der Mindelheimer Klettersteig und der 2-Länder Sportklettersteig
- Der Fernwanderweg „Walserweg“ Zermatt-Mittelberg
Drei Seilbahnen: Kanzelwandbahn, Walmendingerhornbahn und Ifenbahn
Ausflug- und Wanderziele
Aus der Geschichte
Schon in der Jungsteinzeit siedelten Menschen im Tal. Am Gottesacker, dem Widderstein und am Bärenkopf wurden Funde bei Ausgrabungen gemacht. In einer Schenkungsurkunde des Königs Heinrich IV. 1059 wurde das Tal schon genannt.
Das Kleinwalsertal wurde im Jahre 1270 von 5 Familien aus dem Wallis besiedelt. Der Herr über das Tal war der Freiherr von Rettenberg. Wie Oberstdorf lösten sich die Familien von Waldburg und von Heimenhofen als Lehnsherren ab.
Während einer Fehde eroberte Herzog Sigmund von Tirol Mittelberg und ab dem Jahr 1453 war das Kleinwalsertal Teil Österreichs. Unter Maximilian I. erhielten die Mittelberger ihre Gerichtsrechte zurück.
Infolge der napoleonischen Kriege, der Auflösung des Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation schlug man Vorarlberg und das Tal dem Königreich Bayern zu. 1814 wurde Vorarlberg wieder in das Kaiserreich Österreich eingegliedert. Die nun errichteten Zollschranken erschwerten die Wirtschaft des Gebietes. Mehrere Jahrzehnte kämpften die Walser für eine Sonderwirtschaftszone. 1891 erhielten sie endlich den Status eines Zollausschlussgebietes.
Im Jahr 1918 wurde das Gebiet Teil der Republik Österreich und ab 1930 gab es die Buslinie Oberstdorf – Mittelberg.
Eine Besonderheit war nach 1945 das Ausnutzen des österreichischen Bankgeheimnises, was erst 2014 in der EU reguliert wurde. Man schätzt, dass ca. 6 Mrd. € Schwarzgeld von deutschen Bürgern hierher gebracht und hinterzogen wurden.
Ähnlich wie in Oberstdorf entwickelte sich auch hier der Tourismus, 1960 zählte man 1 Million Übernachtungen. Heute ist das Kleinwalsertal das drittgrößte Touristenziel in Österreich. Über 12.000 Gästebetten stehen zur Verfügung.
Mit der Walsercard fahren die Gäste kostenlos mit dem Walserbus und brauchen keinen PKW. Ausflugstourismus für Familien und Senioren ist beliebt. Aber auch sehr anspruchsvolle Bergtouren bietet das Tal. Sommersaison und Wintersaison halten sich in der Beliebtheit die Waage. Das Wegenetz besteht aus 185 km naturbelassenen, markierten Wanderwegen. Sie werden von 40 Hütten, Sennalpen und Bergrestaurants flankiert.