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Die Anfänge

Bis in das 11. Jh. war das Gebiet am Fluss Chemnitz nicht ständig besiedelt. Dichte Wälder zogen sich vom Erzgebirgsbecken bis hoch in die Kammlagen. Nördlich um Rochlitz siedelten ab dem 6. Jh. Slawen, welche die Wälder südlich zur Jagd und zum Fischfang nutzten. Die erste ständige Besiedlung war die Gründung des Benediktinerklosters St. Marien 1136 durch Kaiser Lothar III.. Schon nach 9 Jahren erhielt die Siedlung den Marktprivileg. Die Siedlung Chemnitz erhielt zwischen 1171 und 1174 durch Kaiser Friedrich I. Stadtrecht.

Die Stadtentwicklung wurde durch die Lage an der Frankenstraße Nürnberg – Hof – Chemnitz – Freiberg – Dresden – Breslau und der Böhmischen Straße Leipzig – Altenburg - Chemnitz – Komotau – Prag befördert. Nach der Schlacht bei Lucka 1307 kam die Herrschaft von Chemnitz an die Wettiner. Das Kloster aber blieb beim Reich.

1357 erhielten vier Bürger durch die Markgrafen das Bleichprivileg, welches die Textilfertigung und den Textilhandel förderte. Nach und nach kaufte die Stadt die umliegenden Klosterdörfer auf. Mit dem Großen Berggeschrei um 1470, beteiligten sich Chemnitzer Kaufmannsfamilien am Bergbau und der Metallverarbeitung. Kupferhammer und Saigerhütten errichtete man im Stadtumfeld. Mit dem Rathaus, dem Gewandhaus der Tuchmacher, der Lateinschule und mehreren Bürgerhäusern entstanden Gebäude, die heute die Stadt prägen.

Ab 1531 lebte und wirkte der bedeutende Universalgelehrte Georgius Agricola als Stadtarzt in Chemnitz. In den Jahren 1546 bis 1553 übernahm er auf Anordnung von Moritz von Sachsen das Bürgermeisteramt. Mit der Reformation 1540 löste sich das Chemnitzer Franziskanerkloster auf, das Benediktinerkloster wurde ab 1541 von den Wettinern eingezogen und 1546/1547 in ein Schloss umgewandelt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt mehrmals zerstört die Einwohnerzahl sank auf 1.200. Bis 1698 dauerte die Schuldentilgung und der Wiederaufbau.

18. Jh bis 20. Jahrhundert

Anfang des 18. Jh. entwickelte sich die Strumpfwirkerei. Die Herstellung baumwollener Strümpfe, Mützen, Handschuhe wurde ein bedeutender Gewerbezweig der Stadt. Dies förderte die Mechanisierung durch Wasserkraft in der Textilproduktion erheblich. Nach englischem Vorbild entstanden mit kurfürstlichem Privileg ausgestattete Maschinenspinnereien. Die erste war die Bernhardsche Spinnerei 1798 in Harthau bei Chemnitz.

Im 19. Jh. entwickelte sich Chemnitz zu einem Zentrum des Maschinenbaus in Deutschland. 1835 begann der Bau von Dampfmaschinen und 1844 der Lokomotivbau. Die hohe Zahl der Schornsteine der Fabriken, die Rauch- und Staubentwicklung brachten Chemnitz den Beinamen „Sächsisches Manchester“ ein. Der Mitte des Jahrhunderts war schon ein Drittel der Bevölkerung Lohnarbeiter.

1852 war die Eröffnung der Bahnstrecke Riesa – Chemnitz.
1883 wurde Chemnitz mit 103.000 Einwohnern eine Großstadt und es entstanden neue Stadtviertel wie Sonnenberg, Brühl und Kaßberg. Es dominierten der Maschinenbau, die Eisengießerei, die Metallwarenfabrikation, die Elektrotechnik, die Textilindustrie und die chemische Industrie. Um 1900 hatte die Stadt das höchste Pro-Kopf-Steueraufkommen und - Wertschöpfung aller deutschen Städte und wurde Mittelpunkt eines Verwaltungsbezirkes. Eingemeindungen vergrößerten das Stadtgebiet.

Bis 1914 entstanden in Chemnitz repräsentative Bauten für Kultur, Verwaltung und Handel und in den 1920er-Jahren Gartenstädte und Wohnhöfe mit der Zielstellung des sozialen Wohnungsbaus. Chemnitz entwickelte sich architektonisch zur Stadt der Moderne. 1930 erreichte sie mit über 360.000 Einwohnern den Höhepunkt ihrer Entwicklung. 1936 verlegte die Auo Union AG ihren Sitz nach Chemnitz. Die Automobile der Marke „Wanderer“ wurden in Chemnitz hergestellt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Chemnitz erst am 14./15. Februar und 5. März 1945 zum Ziel von Luftangriffen. Die Angriffe der RAF richtete sich gegen die Innenstadt und die der USAF konzentrierten sich auf Bahnhöfe und Rüstungsbetriebe. Die Innenstadt wurde vollständig zerstört, insgesamt ging 25 % der Wohnungen verloren. Es waren ca. 3.700 Luftkriegsopfer zu beklagen. Ende April 1945 erreichten amerikanische Truppen den Chemnitzer Norden und im Westen die Autobahn nach Zwickau. Am 8. Mai besetzte die Sowjetarmee die Stadt.
Die Zerstörungen machten 100.000 Einwohner obdachlos. Es waren nur noch etwa 15 % der Chemnitzer Unternehmen in der Lage zu produzieren. Die Demontagen und Reparationen schwächten zusätzlich die Wirtschaft der Stadt.

Der Neuaufbau

Neben der Stadtverwaltung leitete der sowjetische Stadtkommandant die Geschicke der Stadt bis 1949. 1948 war in Chemnitz der Sitz der SAG Wismut mit dem Betrieb der Uranerzförderung im Erzgebirge eingerichtet.

1952 erfolgte der Zusammenschluss von Südwestsachsen zum Bezirk Chemnitz und war der bevölkerungsreichste und der am dichteste besiedelte Bezirk in der DDR. Chemnitz erhielt den Status einer Bezirksstadt. Am 10 Mai 1953 erfolgte die Umbenennung von Chemnitz in Karl-Marx-Stadt und zeitgleich von Bezirk und Kreis.
Mit dem neuen Namen gab es einen besonderen Anspruch für den Neuaufbau des Stadtzentrums. Unterschiedliche Auffassungen zur Gestaltung der Innenstadt verzögerten den Aufbau des Stadtzentrums. Erst 1966 begann der Bau in der Straße der Nationen. Als Kern der neuen Innenstadt entstand von 1969 bis 1974 die Stadthalle und das Hotel „Kongreß“. Bis zur Wiedervereinigung blieb die Umsetzung der Planung für den Neuaufbau des Stadtzentrums unvollendet.
Seit den 1960er-Jahren wurden in Karl-Marx-Stadt mehrere neue große Wohngebiete errichtet, wie das Flemminggebiet, das Beimler-Gebiet, das Yorkgebiet und ab 1974 das größte Neubaugebiet, das Fritz-Heckert-Viertel.

Karl-Marx-Stadt entwickelte sich zum Industriezentrum der DDR. Es wurde hier 20 % der Industrieproduktion der DDR erwirtschaftet. Bedeutend waren der Textilmaschinen- und Werkzeugmaschinenbau. Befördert wurde die Entwicklung durch die Technische Universität. Das neue gewählte Stadtparlament beschloss in der ersten Sitzung am 1. Juni 1990 die Rückbenennung von Karl-Marx-Stadt in Chemnitz.