Besucherbergwerk Rammelsberg
Südlich der Stadt Goslar befindet sich der Rammelsberg (651 m) und an seinem Westhang im Tal des Wintertalbaches ein Erzbergwerk, welches 1988 nach über 1000 Jahren fast ununterbrochenen Bergbautätigkeit stillgelegt wurde.
Der Abbau begann im Alten Lager, welches an der Erdoberfläche teilweise freigelegt wurde. Das Neue Lager entdeckte man erst im 19. Jh. in tieferen Schichten. Hauptsächlich gefördert wurden Blei–Zink-Erz, Kupfererz, Schwefelerz, zahlreiche Mineralien wie Bleiglanz, Kupferkies, Zinkblende, Schwerspat, Pyrit und Vitriole. Insgesamt waren es an der Fundstätte ca. 100 Minerale . Aus den Erzen gewannen die Bergleute unter anderem Gold, Silber, Blei, Kupfer und Zink.
Im Unterschied zu den üblichen Ganglagerstätten im Oberharz entstand die Lagerstätte im Devon-Zeitalter am Meeresboden. Die Erzlinsen am Meeresboden wurden durch die Gebirgsfaltung überkippt und liegen schräg im Berg.
Aus der Bergbaugeschichte
Durch archäologische Grabungen kann der Anfang der Bergbautätigkeit auf das 3. Jh. datiert werden. Es wird angenommen, das seit der Bronzezeit Bergbau hier betrieben wurde. Agricola benennt 1556 die Ausbeutung der Bleivorkommen mit 600 Jahren.
Erstmals erwähnt der Mönch Widukind von Corvey 968 den Goslarer Bergbau. Den ältesten Grabungsnachweis lieferte 2021 der Fund eines Lederstückes in einen alten Grubenbau, welches man mit der C14 Methode auf das 9./10 Jh. datierte.
Um 1150, möglicherweise früher, entstand der Rathstiefste Stolln zur Entwässerung. Der 1.600 m lange Stollen mit 13 Lichtlöchern entwässert in die Abzucht. Es wurde eine Wasserkunst erbaut, welche die tieferen Abbauorte entwässerte.
Die Gruben waren entsprechend dem Bergregal ursprünglich in kaiserlichem Besitz. Zwischen 1360 und 1460 ging der Pachtbesitz der Rammelsberger Grube an die Stadt Goslar über. 1489 bestanden 17 Gruben.
Aus dem Jahr 1376 ist ein Grubenunglück mit über 100 verschütteten Bergleuten bekannt. Georgius Agricola nennt ein Unglück, bei dem etwa 400 Bergmänner umgekommen sind. Um 1455 erhielt der ungarische Bergunternehmer Thurzo den Auftrag, einen weiteren Stollen zur Entwässerung, den „Meißnerstollen“ zu bauen. Dieses ging nur schleppend voran. Die Arbeiten mussten 1550 endgültig eingestellt werden.
Der Maltermeisterturm ist die älteste erhaltene Tagesanlage des Bergbaues am Rammelsberg. Er stammt von 1500. Anfangs diente der Turm zur Überwachung der Gruben, von 1578 bis 1804 wurde er als Anläuteturm genutzt. Der Herzberger Teich diente zum Antrieb der Wasserkünste Untertage. Dieser Teich entstand um 1500.
Von 1797 bis 1805 erfolgte eine Modernisierung vom Bergwerk. Ab 1906 kam ein Kraftwerk hinzu und die Elektrifizierung des Bergwerks begann. In den 1920er Jahren gehörte das Bergwerk der Preussag und Braunschweig- GmbH.
In den Jahren 1932 bis 1945 wurden die Übertageanlagen des kriegswichtigen Betriebes modernisiert und zum großen Teil neu errichtet. Die Erzaufbereitung durch Flotation fand Eingang in die Verarbeitung. Die Preussag AG Metall betrieb das Bergwerk bis zur Schließung im Jahr 1988. Die Abbaumenge betrug bis zur Stilllegung rund 27 Mill. t Erz.
Ein Bürgerverein setzte sich gegen den geplanten Abriss der Tagesanlagen und die Verfüllung der historischen Gruben ein. Es gelang das Bergwerk zusammen mit der Goslarer Altstadt als UNESCO-Weltkulturerbe anzumelden. Dieser Antrag wurde 1992 vom Welterbekomitee stattgegeben. 2010 wurde die Welterbestätte um das Oberharzer Wasserregal, das Kloster Walkenried und die Grube Samson in St. Andreasberg erweitert.
Das Besucherbergwerk Rammelsberg gehört zur Europäischen Route der Industriekultur. Besondere Sehenswürdigkeiten des historischen Bergbaus sind unter anderem:
- der Röderstollen (mit mehreren Kehr- und Kunsträdern
- das Feuergezäher Gewölbe
- der Rathstiefste Stollen
- der Maltermeisterturm
- alte Halden (älteste aus dem 11. und 12. Jahrhundert)