Marienglashöhle bei Friedrichroda
Die Marienglashöhle befindet sich im Thüringer Wald im Landkreis Gotha. Die Schauhöhle, eigentlich ein aufgelassenes Bergwerk, liegt an der Bahnlinie der Thüringer Waldeisenbahn zwischen Friedrichroda und Bad Tabarz. Die Haltestelle ist direkt 200 m vor der Höhle und es besteht ein großer Parkplatz an der B 88. Jährlich besuchen ca. 70.000 Touristen die Schauhöhle.
Weil hier eine Kupferschieferlagerstätte vermutet wurde, begann man 1775 einen Erkundungsstollen vorzutreiben. Kupferschiefer fanden die Bergleute zwar nicht, dafür aber ein abbauwürdiges Vorkommen von Gips. 1784 entdeckte man eine der größten und schönsten Gipskristalldruse in Europa. Sie hatte einen Durchmesser von ca. 10 m und enthielt farblose, durchsichtige Gipskristalle
Zwischen 1784 und 1787 erreichte man einen Hohlraum, der vollständig mit Kristallen ausgekleidet war, die Kristallgrotte. Es wurde mit dem Abbau der Kristalle begonnen.Sie ließen sich leicht spalten und bearbeiten und fanden als Glasersatz, weil sie auch das Licht reflektierten, besonders in Kirchen bei Kronleuchtern, Altären, Reliquien und Gemälden Verwendung. Daher kommt die Bezeichnung Marienglas.
Die Gipskristalle wurden bis 1848 abgebaut. Die Förderung von Gips erfolgte weiter und deren Einstellung war erst 1903. Von nun an war das Bergwerk nur noch Schauhöhle.
Schon 1850 setzte an Sonntagen die ersten Besuchertouren ein. In einem Reiseführer gab es 1854 eine Beschreibung der Schauhöhle. Die Sicherheitsmaßnahmen im Bergwerk mussten dem Besucherverkehrs gemäß angepasst werden.
Die Schauhöhle bestand aus dem Eingangsstollen und der durch neun Pfeiler gestützten oberen Sohle, der großen Halle. Darunter befindet sich die untere Sohle mit der Kristallgrotte. Die Pächter ließen eine Gasbeleuchtung einbauen, Pumpanlagen und Ausmauerungen erfolgten.
In den 1920-ziger Jahren erfolgte eine weitere Sanierung und es kam die elektrische Beleuchtung hinzu. Die Kurverwaltung wurde neuer Besitzer.
Während des zweiten Weltkrieges wurden Flugzeugteile im Stollen produziert. Nach Kriegsende fehlte das Geld für eine weitere Unterhaltung. Alle Hohlräume liefen mit Wasser voll und der Zugangsstollen stürzte ein.
In den Jahren 1952 und 1953 wurden Erkundungsarbeiten durch den Schachtbau Nordhausen durchgeführt. Ab 1964 gab es die ersten Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme der Marienglashöhle. Die Restaurierung erfolgte in 16 Monaten bis 1968.
Ein künstlicher Wasserfall entstand, gespeist aus dem Wasser vom Höhlensee. Es wurde auch ein Ausgangsstollen angelegt, so dass der Besucher einen Rundweg begehen kann. Die Kristallgrotte stellte man als ein geologisches Naturdenkmal unter Schutz.
Ein Streit darüber, ob es ein Schaubergwerk oder eine Schauhöhle ist, ist müßig, wichtig ist aber das Erlebnis und die geologische und bergmännische Bildung, welche man hier erhält.