Skip to main content

Oberlausitzer Sechsstädtebund

Der König Johann von Luxemburg brachte 1319 die Oberlausitz wieder zum Königreich Böhmen. Seine Kriege verursachten hohe Kosten und aus diesem Grund verpfändete er auch die Oberlausitz. Dessen Adel wurde ohne starke Zentralmacht immer dreister. Das Raubrittertum nahm zu. Da die Städte in der Oberlausitz vom Handel über die Via Regia und andere Handelsstraßen abhingen, mussten sie gegensteuern.

Knapp 100 Jahre nach der Hanse-Gründung 1346 schlossen die Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban (Luban), Löbau und Zittau den Oberlausitzer Sechsstädtebund. Neben dem Schutz der Handelswege und Zerstörung der Raubritterburgen durch Stadttruppen diente dieser Landfriedensbund auch der Stärkung der politischen Macht der Patrizier und Stadtbürger gegenüber dem Landesfürsten und dem Adel.

Der Bündnisvertrag wurden 1355 ratifiziert. Kaiser Karl IV. bestätigte den Städtebund und deren Fehmgerichtsbarkeit. Das brachte mehr Zoll- und Steuereinnahmen und band die Städte enger an die Königsmacht. Karl IV. erteilte persönlich beim Besuch der Oberlausitz dem Städtebund die Vollmacht zur Zerstörung von Raubritterburgen. In der Folge wurden die Burgen Tollenstein (1337), Oybin (1349), Landeskrone (1440 ), Kirschau (1352), Karlsfried, Falkenstein, Kamenz (1430) und weitere zerstört. Die Städte verhinderten den Neubau von Burgen.

Görlitz

Die Stadt Bautzen übte den Vorsitz und das Siegelungsrecht aus und auf auf der Ortenburg saß der Landvogt des Königs. Außerdem befand sich im Bautzener Stift des Bistums Meißen die kirchliche Verwaltung der Oberlausitz.

Die reiche Stadt Görlitz sicherte sich viele Privilegien. Im Streit um die Führungsrolle konnte sie sich aber nicht gegen Bautzen durchsetzen. Zum Schutz vor dem böhmischen Adel schloss sich die reiche und wehrhafte Stadt Zittau trotz langer eigenständiger Entwicklung dem Bund der Oberlausitzer Städte an. Die Vogtei Zittau kam 1412 unter den in Bautzen residierenden Oberlausitzer Landvogt. Kirchenrechtlich war Zittau weiter der Prager Erzdiözese unterstellt.

Die kleineren Städte Löbau, Kamenz und Lauban hatten eine untergeordnete Rolle im Städtebund. Ihnen brachte der Bund wirtschaftliche Vorteile und eine politische Aufwertung.

Die Städtetage wurden meistens in der Conventsstadt Löbau abgehalten. Hier beschlossen sie die Kriegszüge gegen Raubnester und Aktionen gegen unbefugte Märkte, schlichteten Streitigkeiten über Handelsrouten, Steuerfragen und Städtestreit. Die Städte vertraten Ratsdeputierte, die Ritterschaft stellte Älteste. Bei Beratung der Landesangelegenheiten war der Landvogt zugegen.

Zittau und Görlitz waren steuerlich besonders stark belastet. Sie trugen oft die Kosten der Bundesvertreter in Prag, die Schmiergeldzahlungen an die Höflinge und den König selbst. Steuerzahlungen an die Krone verhandelten die Abgeordneten in Prag sehr zäh, wenn man sich auch sonst nicht immer einig war. Der Landvogt und die königlichen Kämmerer durften sich oft über einträgliche Bestechungsgelder freuen.

Zur Mark Meißen und Brandenburg verhielt sich der Städtebund sehr diplomatisch und Konflikte vermeidend. Als Meißen 1401 gegen König Wenzel Krieg führte, hielten sich die Oberlausitzer Städte heraus. Die Städte unterstützten den Meißner Markgrafen im Kampf gegen Raubnester im Elbsandsteingebirge. Im Jahr 1407 schlossen sie ein Landfriedensbündnis mit der Mark Meißen und verlängerten es 1421 und 1429.

Der Landvogt im Kronland übte die Obergerichtsbarkeit in der Oberlausitz aus. Die Städte erhielten schrittweise die Gerichtsbarkeit - erst für die Bürger, später für die Bauern im Umland. Das Achtbündnis erlaubte den Städten, Raub, Mord und Überfall auch außerhalb ihres Territoriums zu verfolgen. Die Fehm-Acht ließ Verbrecher in der ganzen Oberlausitz friedlos werden. Bautzen durfte ab 1282 über die in ihrem Bereich lebenden Adligen richten, Löbau errang dieses Recht im Jahr 1329. Die "Krämer" richteten nun ohne Ansehen der Person - das Fehmgericht machte zwischen Adligen, Bürgern und Bauen keinen Unterschied mehr.

Der Streit zwischen Adel und den Städten zog sich lange hin. Die Städte legten eigennützig den Begriff "Raubritter" großzügig aus, sie waren für den Landadel eine große wirtschaftliche und militärische Bedrohung. Wenn kriegerische Handlungen nicht reichten, kaufte man den Gegner auch einmal auf.